Freitag, 24. Juli 2009

Glaruspark – ein umstrittenes Einkaufszentrum erregt die Gemüter

Seit einigen Jahren wird darüber verhandelt, ob beim Bhf Weesen, jedoch noch auf dem Gemeindegebiet von Mollis, ein grösseres Einkaufszentrum gebaut werden soll. Nach diversen Einsprachen und Revidierung der Planung geht die politische Diskussion über die Bauvergabe langsam aber sicher in die entscheidende Phase. Die Gegner des Glarusparks wollen sich nun gemeinsam in einer Aktionsgruppe gegen den Glaruspark zusammenschliessen.
http://www.suedostschweiz.ch/medien/sogs/index_detail.cfm?id=640596

Nun, ich kann gewisse Bedenken soweit nachvollziehen und es ist sicher nicht alles Gold was glänzt bei diesem Projekt. Und in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Skepsis sicher nicht kleiner geworden.

Haupteinwände liegen zum einen in der Grösse des Projektes (der Glaruspark soll grösser werden als das Seedammcenter in Pfäffikon SZ), zum anderem wegen dem hohen Verkehrsaufkommen. Nun gut, über diese Punkte lässt sich streiten. Ist ein so grosses Einkaufszentrum nötig, nachdem auch in Näfels an einem kleineren gebaut wird?
Zudem befürchten die lokalen Ladenbesitzer die Konkurrenz.

Ich persönlich bin ganz klar für den Bau des Zentrums. Zum einen mal enstehen so diverse neue Arbeitsplätze, die selbst – im Worst Case – allfällige Ladenschliessungen im Glarnerland mehr als gutmachen. Der Kanton Glarus braucht wirtschaftliche Impulse, zumal nicht erst seit der Wirtschaftskrise die Arbeitsplätze eher knapp sind, und diverse Unternehmen momentan Kurzarbeit haben. Auch die Glarner Firmen aus der Baubranche könnten sicher von der Grossbaustelle profitieren und ein grosses Auftragsvolumen würde mit Sicherheit an Glarner Firmen verteilt. Das Einkaufszentrum – mit sicherlich auch neuen Angeboten, für die momentan bis in den Raum Zürich gefahren werden muss – steigert auch die Attraktivität der Region als Wohngegend und bringt zusätzlich Leute von ausserhalb in die Region.

Da das Areal, wo gebaut werden soll, sowieso zwischen der Autobahn und den Zuggeleisen liegt und auch zum jetzigen Zeitpunkt (mit dem Kieswerk) kein Naherholungsgebiet darstellt, besteht aus meiner Sicht auch da kein wichtiger Grund, gegen einen Bau. Zudem fällt so auch kein grosser Mehrverkehr durch Besucher des Einkaufszentrums an.


Dass lokale Läden und Detaillisten sich der neuen Situation anpassen müssten, ist klar. Mit einem attraktiven und angepassten Sortiment, sowie mit den Vorteilen, die die lokalen Detailisten gegenüber grossen Einkaufszentren haben, (persönlichere Beratung, langjährige Kundenbeziehung, geografische Nähe zum Konsumenten, spezialisierte und tiefere Sortimente als Generalisten, etc.) findet aber sicher der grösste Teil dieser Läden seine Nische und seine Daseinsberechtigung.

Eure Meinung zum Thema interessiert mich natürlich auch. Schreibt drauf los.

Derweil blicke ich gespannt auf die weitere Entwicklung und hoffe, dass diesmal die Politik etwas wirtschaflticher und zukunftsorientierter denkt, als beim vermeintlichen Bau des Lidls Hauptsitzes, sowie beim Projekt Fischfarm Mollis.

6 Kommentare:

  1. Deine Frage, ob so ein Einkaufszentrum nötig sei, ist gut nachvollziehbar. Andere Aussagen weniger:

    Es enstünden diverse neue Arbeitsplätze: ist schwierig zu sagen. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit verlagert wird (von Dorfläden in Glaruspark), und dass mehrheitlich schlecht bezahlte und langweilige Jobs entstehen. Kaum eine Spur von wirtschaftlichem Impuls also.

    Innovation sieht grundsätzlich anders aus. Wie Konsum funktioniert, wissen wir. Auch, dass wir bereits übersättigt sind, etwa drei Planeten verbrauchen, unsere Umwelt verschmutzen etc. Konsumtempel stehen an jeder Ecke. Wieso nicht einen Innovationspark bauen? Und nachhaltig investieren?

    Es ist zu bezweifeln, dass ein grosser Teil des Bauvolumens im Kanton bzw. in der Gegend bleibt. Höchstens kleine Aufträge. Die grossen Aufträge werden an nationale oder internationale Grosskonzerne vergeben, alle anderen können nicht so tiefe Preise offerieren.

    Der Abfluss der Kaufkraft ist sicher zu stoppen. Aber auch hier braucht es zuerst eine sorgfältige Analyse: Wieso gehen Glarner irgendwo anders einkaufen? Weil sie ohnehin in Zürich arbeiten? Oder weil sie im Glarnerland die gewünschten Produkte nicht finden? Welche Produkte sind dies? Wer könnte sie anbieten?

    Das Naherholungsgebiet liegt sicher nicht zwischen der Autobahn und dem Bahngleis, das stimmt. Aber kaum 100 m Richtung See: ein Naturschutzgebiet mit wundervollem Badestrand. Wenn man schon in Weesen bzw. Mollis hält, liegt es auf der Hand, auch noch einen Sprung in den See zu machen. Alles andere wäre sehr schlechte Tourismusförderung und Standortmarketing. Fremdenfreundlichkeit in Ehren, aber wer bevorzugt zum chillen schon einen Rummelplatz?

    Und dann der Verkehr. Gerade weil der Standort an der Autobahn liegt, ist er darauf ausgerichtet, dass fast alle Besucher mit dem Auto kommen. Das sind vorwiegend Besucher, die über 20 km vom Glaruspark entfernt sind. Durch den Glaruspark entstehen jährlich rund 220 Mio. km Autofahrleistung zusätzlich. Und damit 46 Tonnen NOx (Stickoxide), 11 Tonnen PM10 (Feinstaub) und 42'600 Tonnen CO2 pro Jahr.

    Danke fürs posten :) und für den Link http://keinglaruspark.ch

    Nicolas Zogg

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  2. Hallo Nicolas

    Besten Dank für den spannenden Kommentar...dazu habe ich noch ein paar Anmerkungen.

    Zu den Arbeitsplätzen:
    Nun, vielleicht würden gewisse Jobs im Glarnerland ersetzt werden durch solche im Glaruspark, davon ist auszugehen. Dass die Rechnung unter dem Strich auf 0 rausläuft, kann ich beim besten Willen nicht glauben. Nur schon ein IKEA (der meines Wissens nach wie vor am Standort sehr interessiert ist) würde die Anzahl Arbeitsplätze ersetzen. Dass diese schlechter bezahlt sind als die Jobs im Glarner Detailhandel glaube ich nicht. Zumal in der Branche klare Mindestlöhne bestehen (und auch Migros und Coop z.B. zahlen da nicht viel mehr). Und was ist an einem Job in einem evtl. grösseren Laden langweiliger als in einem kleineren? Sorry, aber dieses Argument ist für mich völlig unverständlich und aus der Luft gegriffen!

    Wirtschaftliche Impulse:
    Die Abwanderung im Kanton Glarus gemäss Studien ist nach dem Kt. Jura die höchste Schweizweit. Somit werden die Detailisten im Kanton zukünftig so oder so einen immer schwereren Stand haben. Mit dem Glaruspark bleibt mind. ein Teil der Konsumgelder und somit Steuergelder im Kanton. Ansonsten kaufen die Leute ausserhalb der Kantonsgrenze ein (und fahren so auch mehr Kilometer Auto). Somit verlagern wir die Verkehrsproblematik einfach auf andere Gebiete und verschmutzen die Luft ausserhalb unseres Kantones.

    Analyse des Kaufkraft-Abflusses: Da haben die Glarner Ladenbesitzer und sicher auch der Kanton längst verschlafen, sich dieser Sache anzunehmen. Es wird so weiter gewirtschaftet, wie die letzten 50 Jahre wurde. Wäre sicher ein Ansatz. Dieser sollte aber grundsätzlich gemacht werden, egal ob mit, oder ohne Glaruspark.

    Verkehr: Ja, es werden wohl ein grosser Teil der Konsumenten per Auto zum Einkaufen fahren. Bei gewissem Angebot ist das auch sinnvoll. Oder wer schleppt neue Möbel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause? Aber: es ist nicht nur die Autobahn in der Nähe, auch der Bahnhof und somit die Erschliessung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist gewährleistet. Mit geschickten Zugverbindungen / Busverbindungen und angemessenen Parkgebühren-Politik kann hier sicher auch ein Stück weit gesteuert werden.

    Beste Grüsse und schönes Wochenende

    Pete

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  3. Ciao Pete

    es ist gut möglich, dass ein paar zusätzliche arbeitsplätze entstehen. aber die freiheit und mitbestimmung ist als angestellter nr. 17 einer internationalen kette oder als shopmieter mit schlechten mietverträgen sicher kleiner als bei einem geschäftsführer mit eigenem laden oder als mitarbeiter in einem kleinen familiären team mit kundenbindung. und damit ist auch der job weniger interessant. und frag mal eine verkäuferin im sihl-city im obersten stock, wieso es ohne kunden nicht wirklich spannend ist...

    welche güter bekommst du nicht im glarnerland? und für welche davon musst du weiter als 20 km aus dem kanton raus fahren? die hauptzielgruppe des glaruspark sind nicht die glarner, sondern die zürcher und schwyzer und andere weit entfernte eidgenossen. die im schnitt mehr als 25 km mit dem auto zurück legen.

    die betreiber rechnen damit (nachzulesen im umweltverträglichkeitsbericht der betreiber, ebenso wie obige angaben), dass 90% der besucher mit dem auto anreisen. ohne (durch vcs erzwungene) busverbindungen und parkplatzgebühren wären es noch mehr. das ist grobfahrlässig. aber der standort ist für den langsamverkehr (fuss/velo) oder öv nicht attraktiv.

    was wäre mit einem für das glarnerland und den durchgangsverkehr massgeschneiderten angebot in ziegelbrücke (natürlich auf glarnerseite :)? und wieso nicht die güter des täglichen bedarfs in der nähe anbieten, so dass man sie zu fuss / mit velo / öv holt? und müsste die bevölkerung nicht dafür sensibilisiert werden, dass der konsum in der nähe / region produzierter und gekaufter (bio-)produkte sinnvoller ist?

    der glaruspark ist ein gutes beispiel von kurzsichtiger wirtschaftsförderung, bei der kaum 2 sekunden nachgedacht wird. "was könnten wir machen? in xy wurde doch gerade ein einkaufszentrum gebaut, das wäre eine gute idee. die leute konsumieren ja immer." lieber zuerst das problem analysieren, vernetzt denken (und vielleicht die leute aus der region pfäffikon sz mit dem seedammcenter oder sargans mit dem pizolpark fragen, was sie davon halten, wenn die arbeitsplätze dann bei ihnen verschwinden) und zukunftsfähige, umweltverträgliche und innovative lösungen erarbeiten.

    und am rand: möbel und grossgüter machen den kleinsten teil des angebots aus. und hat nicht ikea in schänis bauland gekauft? die betreiberin ece gibt jedenfalls keine auskunft, ob ikea noch interessiert sei.

    überzeugt ? ;)

    liebe grüsse
    nicolas

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  4. Ich sehe nicht, was dich dazu treibt, hier dieses wirtschaftsliberale Zeugs zu verbreiten. Es sind immer diesselben eindimensionalen Argumente (Wirtschaft, Arbeitsplätze)

    Na also: Ich bin dagegen, weil:
    - Kulturelle Identität verloren geht (Amerikanisierung)
    - Die Landschaft zersiedelt wird
    - Die Lärmbelastung zunimmt
    - Durch die Segregation der Nutzungen Mehrverkehr generiert wird und das Angebot für nicht mobile zerstört wird
    - weil es definitv eine schlechte Idee ist, sich mit european players ohne lokale Bindung einzulassen: Zuerst bringen sie wirtschaftgefördert und mittels Grössenvorteilen das lokale Gewerbe zu Boden, wenn es nicht mehr läuft, lassen sie sich vom Kanton halten und wenn sie keine Lust mehr haben, machen sie die Bude zu.

    Der Kanton Glarus würde gescheiter, so wie es sich seit Jahrhunderten bewährt hat, in die Innovationskraft der Glarner investieren, seine Eigenheiten pflegen, anstatt ein abgedroschenes Rezept nachzubeten, dass im Einzelfall funktioniert hat, mit seinem Erfolg sich aber auf die lange Sicht kanibalisiert.

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  5. @o-tex: wie gesagt, das ist meine unabhängige und subjektive Meinung.....vielleicht solltest Du Dich aber erstmal etwas besser über die Umstände im Glarnerland informieren!

    Hier noch eine aktuelle Zeitungskolumne, die ich so auch unterschreiben würde
    http://www.suedostschweiz.ch/medien/archiv/text/detail.cfm?id=648901

    Mehr zu dem Thema werde ich nicht mehr sagen. Am Ende hat jeder soweit seinen Standpunkt und seine Meinung. Was am Ende dabei rauskommt wird sich zeigen.

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  6. Tatsächlich eine gute Position die du da in deinem Blog einnimmst. Ich kann die Argumente der Gegner nur zu einem kleinen Teil verstehen. Eine solche Chance wie der Glaruspark muss der Kanton ergreifen, alleine schon wegen den Mehreinnahmen die er dem Fiskus bescheren wird. Die Argumente der Gegner wie etwa der Einbruch des Gewerbes im Glarnerland und die Vergabe der Arbeitsplätze an ausserkantonale Arbeitnehmer sind fadenscheinig und pure Angstmacherei. Ich bin überzeugt davon, dass niemand aus dem Glarnerland extra in den Glaruspark fahren wird um zum Bäcker zu gehen nur weil das Brot dort geschätzte 10 Rappen billiger ist. Weiterhin gäbe es auch Möglichkeiten auch den Detaillisten einen Vorteil am Glaruspark zu verschaffen. Zum Beispiel könnte man einen Teil der zu vermietenden Fläche für Detaillisten aus dem Glarnerland reservieren.
    Ich sehe auch keinen Grund dafür, warum die Arbeitsplätze an Leute ausserhalb des Kantones gehen sollten, haben denn die Glarner ein so kleines Vertrauen an ihre Konkurrenzfähigkeit?
    Das es zusätzliches Verkehrsaufkommen geben wird ist nicht zu leugnen. Jedoch ist dies weniger schlimm als es dargestellt wird, da der neue Glaruspark auch viele Kilometer von Glarnern einsparen wird, welche jetzt ins Seedammcenter fahren müssen. Ausserdem sollten wir als wirtschaftlich sowieso schon schwacher Kanton keine Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz übernehmen müssen. Verglichen mit den gesamten Emission des Kantons würden die des Glaruspark sowieso unerheblich werden.
    Ich hoffe schwer, dass der Glaruspark kommt, obwohl die Verhinderer schon wieder am Werk sind. Die berglerische,links-grüne Verhinderermentalität einiger Glarner hat uns dahin gebracht wo wir jetzt sind, nämlich abhängig vom eidgenössischen Finanzausgleich mit einem defizitären Budget Jahr für Jahr.
    Hoffen packen die Glarner nun diese Chance nachdem schon Lidl vergrault wurde

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